Tage XXVIII – XXXI: Litauen und Abschied Baltikum

Am Sonntag, den 6. September, haben wir uns früh am Morgen von Janis verabschiedet und uns auf den Weg nach Litauen gemacht. Unsere Fahrt dorthin hatte neben sehr flachen Passagen auch ein Highlight für uns parat: das Fahrradschloss von Andi wollte nicht mehr leben ließ sich nicht mehr öffnen. So mussten die hilfsbereiten Pizzabäcker von Picu darbnica aus Jelgava mit der Flex Sterbehilfe Abhilfe leisten.

Von der Last des Schlosses befreit erwartete uns die fast unscheinbare Grenze zwischen Lettland und Litauen. In der nächsten größeren Stadt Šiauliai haben uns unsere Couchsurfing-Gastgeber herzlich empfangen! Um unseren Teil zum Grillabend beizutragen haben wir litauisches Bier besorgt. Erst unsere Gastgeberin Sniega konnte uns aufklären, dass das in Bierdosen verkaufte Getränk eine Art Brotlimo ist 😂. In der Fachsprache wird es Kwass genannt. Mit diesem leckeren Getränk verbrachten wir einen gemütlichen Abend und erhielten einen kleinen Einblick in das Leben einer engagierten Kollegin – Sniega ist ebenso Lehrerin -, die nebenbei noch einen kleinen Waldorfkindergarten betreibt 👶🏼👶👶🏾.

Neben diesen neuen Eindrücken waren für uns auch folgende modische Accessoires „neu“: Gelbe Westen, da Warnwestenpflicht für Radfahrer in Litauen gilt 🦺, und erstmals seit Kiel werden Mund-Nase-Bedeckungen wieder Pflicht 😷.

Routenübersicht


Ab Dienstag ging es dann in Richtung polnische Grenze. Ab hier wäre jetzt eigentlich unsere Anreise nach Klaipėda erfolgt, um entlang der Kurischen Nehrung nach Königsberg zu radeln. Da dies ja zu Russland gehört und die CoViD19-Situation sich bis heute nicht wirklich entspannt hat, muss dieser Abschnitt leider ausfallen. „Immerhin“ blieb uns entlang der litauisch-russischen Grenze ein Blick ins Kaliningrader Gebiet. Die ganze Gegend wirkte auf uns eher wie ein trostloses Zonenrandgebiet.

Dieser etwas düstere Einblick wurde dadurch verstärkt (oder ausgelöst?), dass wir über mehrere Tage mit Gegenwind und Regen kämpfen mussten. Bushaltestellen und nahrhafte Getränke hielten uns trocken und in Stimmung 🌧️🍻🤗.

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Zusammenfassung Baltikum

Die drei baltischen Länder – Estland 🇪🇪, Lettland 🇱🇻 und Litauen 🇱🇹 – waren für uns besonders spannend. Unter anderem auch, weil die drei kleinen und in ihrer jetzigen Form recht jungen Staaten uns unbekannt und „Neuland“ waren. Sie verbindet eine wechselhafte Geschichte, in denen verschiedene Staaten von Deutschland über Schweden und Dänemark bis hin zu Russland durch Besetzungen die Länder prägten. Wie uns Einheimische erzählten, haben die baltischen Staaten zu Russland bis heute eine sonderliche Beziehung: Zum einen haben sie sich in den Neunzigern der Besetzung durch die Sowjetunion entledigt (u.a. durch Demonstrationen wie eine 650 km lange Menschenkette), zum anderen ist allein durch den hohen Bevölkerungsanteil an Russen in den drei Ländern die russische Kultur und Sprache allgegenwärtig. Während sich die einen in der EU sicher und gut aufgehoben fühlen, wecken die aktuellen Vorgänge (z.B. Ukrainekonflikt oder in Belarus) bei anderen unschöne Erinnerungen.

Im Baltikum …

  • haben wir 14 Tage verbracht,
  • sind 1003 km über flaches Land geradelt 🚴‍♂️,
  • haben zwei Hauptstädte besucht 🏙️,
  • sind der EU-Außengrenze sehr nahe gekommen 🇪🇺,
  • hatten das Glück, in jedem Land bei einheimischen Familien unterzukommen,
  • haben wir unzählbar viele leere Beachvolleyballplätze gesehen,
  • hat Philipp zumindest 2 mal Beachvolleyball gespielt 🏐,
  • haben wir die maximal 200 Meter hohen baltischen „Berge“ bestiegen ⛰️,
  • u.v.a.m. 😀!

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